Bericht 3.10, Illingen

Am Tag als der Regen kam
An diesem Tag, es war Freitag, der 30. September fuhren wir frohen Mutes und bei
sonnigem Wetter in kurzen Hosen nach Elchesheim-Illingen, um am verlängerten
Wochenende noch einmal die Campingausrüstung für dieses Jahr zu nutzen, bevor sich
winterfest gemacht wird. Die Fahrt ging zügig über Karlsruhe bis wir in die idyllische Wildnis
am Goldkanal eintauchten. Auf dem Campingplatz des PC Illingen waren wir die Ersten und
wir begannen mit dem Aufbau. Lia, Jiri und Nils bauten ihr neues Zelt auf und Kirsten und ich
stellten den Wohnwagen und entschlossen uns, auch das Vordach anzubringen, denn der
Wetterbericht verhieß nichts Gutes. Benjamin vom PCI überreichte uns den dortigen
Bootshausschlüssel mit den Worten, „das sind ja die Hardcore-Camper“ und grinste. Er hatte
den Wetterbericht wohl auch gehört.
Hajo stellte seinen Wohnwagen neben unseren und Claudia und Jürgen ihren gegenüber
unter die alte Eiche. Auch Hannah und Hannes trafen mit ihrem ausgebauten Caddy gerade
noch rechtzeitig ein und dann ging es los. Erst nur ein paar Tropfen. Die wurden immer mehr
und gingen dann langsam, aber sicher in einen schönen gepflegten Herbstregen über. Die
Temperaturen sanken und man suchte nach Mütze und einer zweiten Jacke. So machten wir
es uns unter dem Wohnwagenvordach bequem. Die ganze Nacht lang regnete es und auch
am Morgen tröpfelte es immer noch auf das Wohnwagendach. Da hatte man keine Lust
aufzustehen. Beim Rausschauen stellten wir fest, dass Claudia und Jürgen nicht mehr da
waren. Sind wohl nach Hause gefahren. Allerdings entdeckten wir ihren Wohnwagen kurz
darauf am anderen Ende des Platzes. Bei dem Wetter prasseln natürlich nicht nur
Regentropfen auf das Wohnwagendach, sondern auch jede Menge Eicheln – und die
machen jedes Mal einen Höllenlärm. Das war der Grund für eine schlaflose Nacht und ein
mehrfacher nächtlicher Umzug. Zum Glück konnte hierbei der Mover unterstützen.
Nach kurzer Beratschlagung entschlossen wir uns für die Befahrung der Sauer. Wegen des
Wetters und anderer Unwägbarkeiten, wollten wir nur ab Seltz paddeln. Dabei spielte auch
eine Rolle, dass bei Autorückholen noch im Super U Einkäufe getätigt werden sollten. Vor
der Kanutour stand aber noch eine kurze Diskussion über die Höhe der Fahrzeuge mit dem
mürrischen Fährmann von Plittersdorf. Dem machte das Wetter wohl auch keinen Spaß und
so entschied er kurzerhand, dass er uns nicht mitnehmen wird. Wir wendeten und fuhren
notgedrungen über die alte Eisenbahnbrücke bei Wintersdorf. Das Einsteigen ging schnell
und wir ließen uns die bei ungewöhnlich flotter Strömung die Sauer hinuntertreiben.
Zunächst dachten wir, dass die Strecke eventuell zu kurz sein könnte, aber zwei Sekunden
später tauchte ein ordentliches Hindernis auf. Ein ausgewachsener Baum versperrte in einer
Kurve komplett die Durchfahrt und davor pulsierte ein schwieriges Kehrwasser. Nicht alle
trauten sich so nah heranzufahren, dass man sich durch das Gebüsch zwängen konnte. Drei
Boote wurden durch den dichten Auwald umtragen und das kostete Kraft und vor allem Zeit.
Die Bedenken, dass wir zu früh wieder in Illingen sein könnten, verflogen schnell. Zum Glück
war dies die einzige Komplettsperrung. Bei den anderen Hindernissen konnte man sich
jeweils durchmogeln und so erreichten wir Munchhausen den Rhein.
Der führte ganz schön viel Wasser und die Buhnen erzeugten ordentlich Strudel und Wellen.
Da war Vorsicht angesagt. In schneller Fahr ging es vorbei an der Mündung der Murg zur
Einfahrt vom Goldkanal. Gerade als wir erleichtert dachten, das Schlimmste nun hinter uns
zu haben, setzte ein kräftiger Gegenwind ein. Gegen Wind, Wellen und Gischt kämpften wir
uns zum Bootshaus und waren froh, als wir endlich am Ziel angekommen waren. Die heiße
Dusche im Vereinshaus weckte unsere Lebensgeister wieder auf und der Regen hatte auch
aufgehört. Eine Gruppe ging die Autos holen und zum Einkaufen und die anderen machten
den geräumigen Geräteschuppen gemütlich. Dort gab es Tische, Stühle, Spülbecken,
Kühlschränke und ein Dach über dem Kopf. Dort hinein hängten wir auch die tropfnassen
Paddelsachen.
Dann trafen auch Sabine und Andreas mit Enno und Frieda ein und kurz darauf Anna,
Tomas, Ida und Oskar. Mit den beiden Familien hatten wir eigentlich nicht mehr so 100%ig
gerechnet, aber wie Benjamin schon bemerkte, wir sind eben alle HardcoreCampingfreunde.
Tapfer bauten sie Zelt und VW-Bus Vorzelt auf und dann kam er wieder, der Regen. Wir
verzogen uns in den inzwischen kuscheligen Raum und warteten auf den Rest. Der kam bald
schwer beladen mit Baguette, Fromage, Chipolatas, usw. zurück und es wurde ein langer
gemütlicher Abend. Nils zückte später die Gitarre und es kamen die gängigen KCMLagerfeuerlieder zu Gehör. Da durfte Country Roads, Über den Wolken und Griechischer
Wein nicht fehlen.
In der Nacht wurde der Regen schwächer und so kam für die geplante Fahrt am Sonntag
schon Optimismus auf, dass das Wetter schon irgendwie halten würde. Von den
Einheimischen wurde die südliche Runde über den Gänsrhein empfohlen, da das problemlos
fahrbar sei. Wir stiegen in die Regenklamotten und legten los. Bei der ersten Umtragestelle
in die Murg war es noch trocken. Die Einfahrt in den Gänsrhein war aber gerade so
trockengefallen, so dass hier die zweite Umtragestelle bewältigt werden musste. Der Himmel
wurde zusehends dunkler und uns schwante schon etwas. Als wir wieder im Boot saßen ging
es los. Erst ein Tröpfeln, dann ein Prasseln. Die nächste Umtragestelle in den See stand an,
denn auch hier fehlten einige Zentimeter. So war es auch an der nächsten Stelle in den
Altrhein. Eigentlich nicht mehr so wichtig, denn wir waren inzwischen alle schon tropfnass.
Da fiel die letzte Umtragestelle am Damm beim Naturfreundehäusel auch nicht mehr ins
Gewicht. Irgendwie hatte sich Routine eingestellt. Bei Plittersdorf bogen wir in den Rhein ein
und sausten bei Wahnsinnsströmung hinunter zum Goldkanal. Zum Glück war es windstill
und so ging es wesentlich zügiger als am Vortag voran. Auch an diesem Tag war die heiße
Dusche wieder herzlich willkommen.
Während die Paddelsachen wieder im Aufenthaltsraum aufgehängt wurden, beschloss
Petrus, die Regenstärke nochmal so richtig zu erhöhen. Man kam kaum trockenen Fußes ins
Bootshaus und langsam tröpfelte es durch das Dach im Schuppen auf die Tische. Die
Gastwirtschaft beim Ruderclub ein paar Meter weiter, erreichten wir trotz zahlreicher Schirme
völlig durchnässt. Nach dem leckeren Essen dort auf dem Rückmarsch regnete es natürlich
wieder, oder immer noch ? Der Regen hielt auch die Nacht über an. Am nächsten Morgen
beim Frühstück dann bei den Zeltbesatzungen die ernüchternde Feststellung. Die trockenen
Klamotten sind alle. An Paddeln ist nicht mehr zu denken. Eine kleine Gruppe machte sich
dann aber trotzdem auf, zur nördlichen Runde nach Lauterburg und über Illinger Althrein und
Illinger Baggersee zurück zum Bootshaus. Lediglich eine Umtragestelle wartete da am Ende
des Baggersees. Und da war noch etwas Ungewohntes: der Regen hatte aufgehört.
Pünktlich zum Abbau kam dann sogar die Sonne heraus und wir fuhren am Montag zurück,
wie wir am Freitag hingefahren waren – bei Sonnenschein. Trotzdem war es eine gelungene
Fahrt mit vielen Eindrücken, egal ob auf dem Wasser oder beim Camping…und bei schönem
Wetter kann`s ja jeder. Obwohl, bei der nächsten Tour wird doch lieber wieder Sonne
bestellt.
M.W.

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