Bericht Hajo Popken: Von Hausarbeit befreit

Von Hausarbeit befreit und den Wocheneinkauf brav erledigt, durfte ich mich –
einen Tag bevor der angesagte Sturm losbrach – auf meine Paddelrundtour
begeben (nicht, ohne mich mit Pfeifentabak, Brot und Bier eingedeckt zu haben).
Die erste Überraschung stellte sich mir an meinem üblichen Einsatzort in den Weg.
Der Parkplatz am Campingplatz im Reffental war nunmehr mit einer Reihe von
unüberwindbaren Posten abgeriegelt; einige Tage zuvor konnte man die Schranke
noch über einen seitlichen Zugang umfahren. Also weiter.In ca. 250 Meter Entfernung
befindet sich eine Wirtschaft und in deren Nähe konnte ich parken, mein Gerödel
abladen und mich dank Bootswagen zwischen den Campingreihen an den Sandstrand
trollen.
Mit Sonnenschein vor Augen und Wind von vorn führte ich mich durchs Reffental,
überquerte den Rhein und landete im Ketscher Altrhein, in dem mich Wolken von
Bärlauchduft empfingen.
Kurz bevor die Kirchenglocken den Mittag einläuteten, wurde ich von einem schnellen
Paddler eingeholt, der dringend zum Zug mußte, um sein Auto von Germersheim
zum KC Mannheim zurück zu holen. Ich ließ ihn – Jürgen — fahren, mich treiben
und steckte mir eine Pfeife an. Der Storch über mir hatte frisches Baumaterial im
Schnabel um sein luftiges Domizil auszubessern und / oder um es zu verschönern.
Seine Gefährtin klapperte zufrieden.
Der Eisvogel erkannte mich vermutlich nicht wieder, denn er flog ohne Begrüßung
davon. Anders die Kanadagänse – sie ließen sich nicht beirren, schlummerten auf
Baumleichen oder planschten im Wasser. Nilgänse wurden nicht gesichtet;
vielleicht sind sie in Ägypten interniert worden.
Am Eingang zu Otterstädter Altrhein traf ich auf zwei „wilde“ Paddler, die mir auf den
Kopf zusagten, daß ich nicht vor HIER sei. Ich bestätigte, kürzlich vor 57 Jahren aus
Lüneburg ausgewandert zu sein, mich inzwischen aber integriert habe. Ob den
Beiden, die aus Hamburg und Hannover stammen, dies auch gelingt, wird sich zeigen.
(Vielleicht waren sie aber auch nur zu Besuch in der Pfalz).
Während meiner Mittagspause bei Sonne und Wind kamen noch einige Paddler vorbei,
die ich jedoch nicht er-kannte. Wir haben uns aber freundlich gegrüßt.
Und der Rest meiner Reise verlief ohne besondere Vorkommnisse. Der Strand an
der „Altrheinklause“ war verwaist, SUP-Paddler wurden auch nicht gesichtet – es war
einfach zu windig.
Meinen Ausstieg mußte ich mir erkämpfen und zwei Schwäne darauf hinweisen, daß
dies mein Revier sei. Sie haben verstanden und Platz gemacht.
Und dann kam nur noch der Rückweg zum Auto – zu Fuß und länger als bisher. Aber
das habe ich auch ohne Blessuren überstanden.
Hajo

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